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Was Rom ohne den Bapit, das

ware Miinchen ohne das Hofbrauhaus.
— ,Qofbrauhaus” ift etn geflit¬
geltes Wort, das zwar nicht im Bitch=
mann vergeichnet ijt, aber doch in Uller
Munde lebt und HB ift das geheime
nippolle Zeichen, das jeder ABC-Sehiike
der lebensluftigen Bayernhauptftadt gu
deuten weif.

Meiinchen ijt befanntlich eine K unjt¬
ftadt, aber es ift auch eine Bier ftadt.
Sn diejen beiden Begriffen liegt fejeinz
bar ein Widerfpruch und doch decken
fie fi): Cs ift tetne Runjt mit einem
jolchen Bier berithmt gu werden, aber
bei jolchem Bier noch Kunft und Wiffenz
idaft gu treiben, das ift Die Runft. Die
VBewohner Miinchens legen fogat in das
Biertrinfen eine gewifje Hunt, die nicht
Darin befteht am meiften gu vertilgen,
jondern fid) eine Rennerfdhaft angueignen.
Derartige Kunftverftandiqge nennt man
Bierfiefer; fie find itberall da 3u finden,
wo Der Stoff gerade am beften geraz
then ift.

Das Hofbrauhaus genieftvon Ulters
Her den Ruf, dag es das befte Bier erz

seugt und wenn vielleicht auch nicht jeder
Sud der ftrengen Rritif unjerer btero=
Togifehen Wutorititen gleichen Stand

Halt, jo ijt doch ficher, da} dort immer ein gefunder und
frifeher Trunf au finden it.

Seinem Yamen entjprechend war das Hofbrauhaus uv
jpriinglich eine Brauftitte fiir den Hof. Herzog Wilhelm V.
der romme, Der es mit dem Wort gu Halten fehien, dah
,Gott lieben felig, und Biertrinfen frohlich” macht, hat vor
rund 300 Sabren für fich und feine durftige Dienerjhaft ,ain
aigen Briuhaus erpauct’. Ullmahliq gab die Braujtitte, die
}pater erjt in das Gebaude am Plabl verlegt wurde, auch an
gewihnliche Sterbliche Bier ab. Erjt im Jahre 1830 begann
dann der Hffentfiche Ausjhant an Ort und, Stelle nach Art
der itbrigen Branereien. *

Lange Beit hindurch erfudr das Hofhriuhaus am Plabl
nur umvejentliche BVeradnderungen. Wer erinnert fich nicht
der gemiithlicben Statte, des engen Hofes mit feinen Artaden,
und Der niederen Gewslbe, unter deren Banten immer eine
liebliche Mifehung von Ginwicelpapieren, Wurfthaiuten, Rettige
jhwangen und dergleichen lagerte? Qn diefer geniiqfamen
Beit gabs auch noch Originale: Der , Fineffenfepper[", Der
relinjerlfdlager”, der ,Rahmerlmann’, das , Vofomotiverl”
u. A. erheiterten die Stehgifte, die fid) im Hof um die grofen
Fappenftonijten fammelten. Damals war das Hofbrauhaus
nod nicht das ganze Jahr ununterbroden geöffnet und den
Műndner bejeelte ftets Die cine Rlage: ,Wenns Hofbrau¬
Haus gu is, fann ma zerfeht net net — und wanns offen is,
fann ma erfcht recht net nei — fo grof war der Andrang der
Durftigen. Jn unferer fortgejchrittenen Beit tamen dann freilich

Lofale mit Hofbriuhaus-Bier-Ausfdhanf — fogat am Plavl
felt — aber für die Cingebornen, wie für Die nad Sfar¬

* Wer fid) übrigenő für die Gefdidte des Hofbrauhaufes — de3
alten wie des neuen — nither intereffirt, dem fann aufs befte dad ele¬
gante, im Berlage von Seib & Schauer erjdienene Sriftden em¬
pfohlen werden: Das finiglidhe Hofbraiuhaus, wie es war
und wie es if” Ferdinand Kronegg weik darin fo viel Wn¬
siehendes gu erzüdlen, dak Niemand das reich iMuftrirte Bidlein — dem
die Bilder gu diefem Urtifel entnommen find — unbefriedigt aus der
Han (degen wird.

Anfigt ded fgl. Oofbrauhaujes am Plagl. —

athen fommenden Fremden war das nur Surrogat. Endlich
entjbhlok man fic) dem Buge der Beit gu folgen, der uns
auch in Miinehen fehon einige ftattliche Bierpaldjte gebracht
hatte, und — wag frither niemand gu denfen gewagt — dads
Volfsheiligthum am Plabl modern auszugeftalten. Vor allem
follte das eigentliche Brauhaus, die Sudftitte, vom Plabl weg
fommen, um mit den ídon beftehenden Gebduden in Haid=
Haujen vereinigt gu werden. Das Hofbraduhaus jollte lediglich
ein Vereinigungspuntt fitr alle ,trinfbaren” Manner, eine
Ausfehantftelle im Grofen werden. CEs war feine Leichte Auf:
gabe die Umwandlung 3u vollgiehen, denn der Bau follte das
Der Gefchichte bes Hofbrauhaujes entjprechende Gepriige des
Alten befommen, die anheimelnde Gemiithlichfeit von ehedem
fich bewahren und dabet doch) den Forderungen ber Neu
gett entfprechen. Darum haben auch die WUrehiteften mit
qutem Erfolg jene Stylformen angewandt, die etwa der erften
Halfte bes 16. Qabhrhunderts in Deutjdland entfprechen.
Gothit und Renaiffance reichen jich in dem jtattlidjen Neubau
Die Hande; die Aupenfagade prajentirt fich im deutfeher gez
falliger Menaiffance, das mafjive Treppenhaus in der jchweren,
ernften Gothif. Der Innenausftattung der Raiume ift viel
Liebe und Sorgfalt sugewendet.

Wenn wir vom Plakl aus eintreten, fommen wir zuntichft
in die heiligen Hallen, in denen man die Rache nicht fennt
und im Denen die breiten Schichten des Boltes verfehren. Die
Deckengewolbe der ,Schwemme~, wie man diejfe Raume heift,
find mit Ranfen, Blatterwerf und Wappenfriejen in gothifcher
Manier bemalt. Hier ift eigentlich noch der Hiftorijehe Theil
des Hofbrauhaujes, die ehemalige Braujtitte, von deren Ausz
dehnung man aber faum eine Ahnung hatte, denn eine Menge
eingebauter Qwifcendeden und Winde Hatten den Ueberblic
Dariiber benommen. €8 war ein glitcflicher Gedanfe ber
Architetten, diefe Hallen von allen eingefchachtelten Cinbauten
gu befreten und ifnen die urjpriingliche Gorm wiedergugeben.
Hier in der Schwemme wajdt fid der echte Hofbrauhausler
den Krug am Brunnen felbft, verzebrt in gemiithlicher Rube