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Ve 7. Ge 1969 VORARLECRG Wi ‘Die Hetze gegen Heimatvertriebene Von Otto Habsburg Zu Pfingsten fanden tiberall in Deutschland die nunmehr traditionell gewordenen Treffen der Heimatvertriebenen statt. Unter ihnen ragt der Sudetendeutsche Tag hervor, an dem wieder weit mehr als 400.000 Menschen ieilnahmen — mit Abstand die bedeutendste Kundgebung in ganz Westeuropa. Wie jedes Jahr gab die-stischen Lander und auch vielen anderen “Organen die Gelegenheiten, die Heimatvertriebenen als. ewig-gestrige, bése: Nazis und -Revanchisten abzutun — ohne natiirlich -Beweise fiir diese Behauptung zu bringen. ‘Wer die Gelegenheit hatte, dem groBen Tag beizuwohnen,. wird einen. anderen als den durch die Massenmedien vermittelten -Eindruck erhalten haben, Man kann schwerlich Leute unter drei®ig heute noch als Na‘zis oder Ewig-Gestrige abtun. Gérade beim Sudetendeutschen Tag war aber ein hoher Prozentsatz von jiingeren Jahrgéngen. In den Reden wiederum sprach, wie schon seit Jahren, der Geist der Verséhnlichkeit, des Verstandnisses, des Willens, mit den V6lkerh Mitteleuropas zusammen zu arbejten. Das gerade aber wurde bewuft verschwiegen. kél fot : Der Grund dieser méhr denn eigenartigen Haltung ist nicht schwer zu erkennen. Für die Kommunisten sind die Heimatvertriebenen, die den linken Totalitarismus am eigenen Leib verspürt haben, ein ernstliches. Hindernis. Stalin hatte 1945 die Vertreibung in der Hoffnung durchgeführt, die verelendeten Millionen würden im zerstörten Deutschland aus Verzweiflung Revolution machen. Er wurde darin redlich durch die haSerfillten Morgenthau-Schiiler im Westen unterstiitzt. Es geschah aber genau das Gegenteil des Erwarteten. Die Heimat| vertriebenen widerstanden der Versuchung " der Gewalt, begannen sofort hart zu arbeiten und halfen so das deutsche Wirtschafts, wunder mitzuschaffen, welches den sowjeti| schen Expansionsgeliisten ein Ende setzte. Fiir die westlichen Kritiker der Heimatvertriebenen sind diese aber vor allem ein Dorn im Auge, weil sie immer noch leben und nicht bereit sind, auf ihre legitimen Rechte zu verzichten. Sie verhindern damit jene angebliche Ostpolitik, deren einziges Konzept eine ununterbrochene Serie von VorschuBleistungen ware, fiir die man garantiert nichts bekommen wird. Diese Politik ist in Wirklichkeit nur eine Lésung der Denkfaulheit und der Feigheit, weil es immer leichter ist auf Kosten anderer, insbesondere der Schwdcheren, ,ja" zu sagen, als sich um einen gerechten Kompromi8: zu bemiihen. Dazu kommt noch, daB die Heimatvertriebenen in der harten Schule des Exils vieles gelernt haben, was andere stort, insbesondere das Verstandnis für die Bedeutung der Geradlinigkeit, der Arbeit und des Willens zur Selbstbehauptung. Sie stehen auf eigenen Füben — man nennt sie darum Rechts-Reaktionaére. Das ist abwegig, da gerade in ihren Reihen es viele aufJaksch oder Reitzner waren. Daher werden auch diese, bis tiber das Grab hinaus, verleumdet. Ihr Hauptverbrechen besteht darin, nicht einmal eine Nazi-Vergangenheit Die Heimatvertriebenen — wenn man sie nur ein wenig kennt — sind keineswegs die unrealistischen Traumer, von denen die »groBe" Presse so gerne berichtet. Sie wissen genau, daB sich die Lage von seinerzeit nicht wiederherstellen láBt. Sie erkennen, daB viele nicht mehr in die alte Heimat am neuen Standort eine feste Stellung geschaffen haben. Aber sie wollen nicht auf ihre Menschenrechte verzichten. Sie verstehen, daB eine humane, für alle annehmbare Qrdnung nur in einem gemeinsamen: Bue vropa mit wahrer. Rechtssicherheit Und Frei- | zigiqkeit erreicat werden kann. Die Verieufelung der Heimatvertriebe- | nen, insbesondere von seiten der westlichen | Presse und Massenmedien, ist auf die Dauer gefáhrlich. Auch der Mildeste wird schlieBlich wild, wenn ihm stdandig seine Worte im Munde herumgedreht werden, wenn er fiir Taten verantwortlich gemacht wird, fir die er nichts dafiir kann, wenn alle seiné guten Intentidnen bewuBt geleugnet werden. Schon jetzt versuchén “ewissenlose Demagogen den verstandlichen MiBmut auszubeuten. Sollte das gelingen, könnte dies unabsehbare Folgen haben. 9/6018 A plore chen Versöl : unterstiitzen.